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Lampenfieber - Wie soll man damit umgehen?

5 Tipps gegen Lampenfieber für Musiker
Was tun gegen Lampenfieber? Kann man daran arbeiten oder sind manche Leute einfach nicht für die Bühne geeignet und sollten stattdessen lieber nur im stillen Kämmerlein spielen?
Es ist ein Thema, das die allermeisten Musiker beschäftigt oder irgendwann mal beschäftigt hat. Was kann man tun gegen Lampenfieber, Bühnenangst oder Auftrittsangst? Diese Nervosität, die oftmals dafür sorgt, dass man Fehler macht, die eigentlich vorher nie passiert sind und dass man Stücke „vergeigt“, die vorher zu Hause eigentlich gut funktioniert hatten.
Ich kenne das natürlich auch sehr gut, habe aber mit den Jahren ein paar Strategien entwickelt, auch im Austausch mit anderen Musikern, mich gegen Unwohlsein, Angst und Blackouts auf der Bühne zu wappnen.

Schaue dir hier das Video mit meinen fünf Tipps gegen Lampenfieber an:


Video direkt bei Youtube anschauen: https://www.youtube.com/watch?v=cadRbWQfNJA

Erster Tipp
Der erste Tipp ist eigentlich auch der wichtigste, den ich dir geben kann: Perfekte Vorbereitung.
Es klingt banal, aber ganz oft habe ich es bei Schülern erlebt, dass sie ein Stück vielleicht zweimal fehlerfrei gespielt haben und dachten, jetzt sei es bereit für die Bühne. Das ist aber nicht genug: Ein Stück, das man vor Leuten auf der Bühne vorspielen möchte, sollte man im Schlaf beherrschen, also so, dass man beim Spielen völlig locker ist und keine große Aufmerksamkeit benötigt.
Aber wie findet man heraus, ob es schon so weit ist, ob man ein Stück gut genug kann?
Ich empfehle, das Repertoire vor einem wichtigen Auftritt möglichst oft anderen Leuten vorzuspielen.
Mir geht es z.B. so: Wenn ich ein Gitarrenstück vorab mal einem anderen Gitarristen vorgespielt habe vorab, also einem Fachmann, und das funktioniert hat, dann weiß ich, dass es vor einem „normalen“ Publikum, in dem jetzt üblicherweise keine Gitarristen sitzen, auch funktioniert.
Also ein sinnvoller Härtetest wäre, seine Stücke immer auch jemandem vom Fach vorzuspielen.
Bei uns Gitarristen spielt man es anderen Gitarristen vor, die Ahnung haben.
Oder man nimmt sich mal auf Videokamera auf beim Spielen, das ist die perfekte Simulation eines Auftritts, es fühlt sich ganz ähnlich an.
Bei schweren Stücken ist es ja oft auch die Angst, dass man irgendwo „rausfliegt“, einen Blackout hat und nicht mehr weiter weiß. Dazu habe ich gelernt: Es ist ungeheuer hilfreich, wenn man ein Stück in jedem Takt beginnen kann. Üblicherweise übt man doch ein Stück so, dass man vorne anfängt und hinten aufhört. Wenn man aber zur Vorbereitung geübt hat, auch mal im zweiten Takt einzusteigen und im dritten, also in jedem beliebigen Takt eines Stückes, dann weiß man, dass man im Falle eines kurzen Fehlers oder Blackouts sofort wieder an der richtigen Stelle reinfindet, weil man ja vorab den Einstieg an der Stelle geübt hat. Ganz wichtiger Tipp!
Und auch in Gesprächen mit sehr virtuosen Gitarristen, die alleine abendfüllende Konzert spielen, habe ich immer wieder herausgehört, dass diese ihr Material extrem gut vorbereiten und auch gerade vor wichtigen Auftritten das Programm tagelang üben, so dass es wirklich im Schlaf funktioniert.

Zweiter Tipp
Kurz vor einem Auftritt sollte man noch mal zur Ruhe kommen und tief durchatmen.
Oftmals ist es ja so, dass man in aller Hektik irgendwo aufgebaut hat, dass der Zeitplan schon verzögert ist und dass alle um einen herum hektisch sind und einen antreiben, damit es schnell geht. Trotzdem ist es wichtig, direkt bevor man auf die Bühne geht, noch ein paarmal tief durchzuatmen und innerlich mal kurz zu entspannen. Denn: Aus der Hektik heraus entstehen viele vermeidbare Fehler. So passierte es mir z.B. vor vielen Jahren einmal, dass ich in hektischer Verfassung auf die Bühne ging, meine Gitarre umhängte, die Saiten probehalber anschlug und es kam kein Ton, die Saiten waren blockiert. Panik machte sich breit, ich dachte: Nein, was ist denn jetzt los? Für eine Sekunde war ich völlig überfordert, bis ich merkte, ich hatte ganz einfach mein Plektrum zwischen die Saiten gesteckt. Also eine ganz banale Sache, aber unter Stress dachte ich, meine Gitarre sei kaputt!
Vor solchen der Hektik geschuldeten Zwischenfällen bewahrt man sich, indem man vorher ganz kurz zur Ruhe kommt und entspannt auf die Bühne geht.

Dritter Tipp
Regelmäßig auftreten oder vor Leuten spielen.
Das klingt natürlich banal, aber es ist wie mit allem: Learning by doing! Und ich habe mir z.B. in einer Zeit, in der ich über 100 mal im Jahr mit einer Band spielte, eine gewisse Routine antrainiert, so dass „auf die Bühne gehen“ am Ende war, wie, „sich ins Wohnzimmer setzen“. Die Bühne wurde ein vertrautes Umfeld, ich war den Klang auf der Bühne gewohnt, mit Monitoren und allem was dazugehört. Das ist ja für uns alle erst mal unbekanntes Terrain.
Ich kann mich auch noch gut erinnern, wie ich zum allerersten Mal über ein Mikrofon singen sollte und mich indirekt über irgendwelche Lautsprecherboxen hörte: Wie unangenehm und fremd sich das anfühlte! Man muss sich gewöhnen an die Umstände auf der Bühne. Und dann ist man automatisch viel sicherer und weniger aufgeregt. Also muss man einfach so oft wie möglich vor Leuten spielen, und es ist ja auch immer das Ziel des Übens, dass man sein Repertoire irgendwann mal auf die Bühne bringt.

Vierter Tipp
Mit einer positiven Haltung auf die Bühne gehen!
Ich hab früher immer im Hinterkopf gehabt: „Das Publikum will mich dabei ertappen, dass ich einen Fehler mache“. Als wäre das Publikum eine riesengroße Prüfungskommission, aber so ist es ja nicht. Die Leute kommen, weil sie Spaß an Musik haben und weil sie das Konzert gemeinsam mit dir erleben wollen. Das Publikum freut sich erst mal prinzipiell, dass du da bist und spielst, das muss man sich klar machen.
Es ist keine Prüfung! Und dass die Leute einen bei einem Fehler ertappen, das ist total unwahrscheinlich. Man selbst kennt ja die Stücke, die man spielt, viel, viel, besser als das Publikum. Erstens, weil Zuhörer in der Regel keine Fachleute sind und zweitens: Selbst wenn, haben diese das Stück ja nicht wie du tausendmal gehört und geübt und wissen nicht genau, wie es klingen muss. Ich habe beispielsweise bei einem Vorspiel vor lauter anderen Gitarristen in meinem Studium etwas völlig „versiebt“, den Ablauf eines Stückes total missachtet. Ich konnte es aber mit Mühe und Not irgendwie zu einem Ende bringen. Im Gespräch danach wurde mir klar: Kein Mensch hatte etwas gemerkt. Alles Fachleute, aber keiner kannte das Stück so genau.
Also ist es eigentlich sehr unwahrscheinlich, „erwischt“ zu werden, wenn man gewohnt ist, im Falle eines Fehlers weiterzuspielen und „cool“ zu bleiben. Das merkt kein Mensch. Mir ist sogar schon die Gitarre auf der Bühne runtergefallen und es hat niemand bemerkt.
Gerade in einer Band verteilt sich auch die Aufmerksamkeit des Publikums natürlich auf die einzelnen Bandmitglieder. Man ist dann ja nicht alleine auf der Bühne und auch nicht die ganze Zeit völlig im Fokus der Leute. Es muss einem aber auch einfach ein Stück weit egal sein. Positiv bleiben!

Fünfter Tipp
Der letzte Tipp, den ich dir geben kann, wäre, das Lampenfieber auch ein Stück weit als etwas Positives anzunehmen. Also, auch heute noch hab ich diese Spannung, dieses „unter Strom stehen“ ein bisschen, wenn ich auf die Bühne gehe. So eine leichte Anspannung sorgt aber dafür, dass man keine unnötigen „Leichtsinnsfehler“ macht oder irgendwas vergisst. Eine leichte Anspannung ist durchaus gut und man spielt besser und bewusster, als wenn man alleine auf der Couch sitzt und im Grunde alles egal ist. Also Lampenfieber kann man umwandeln in eine positive Aufmerksamkeit und es einfach so annehmen. Es gehört dazu.

Das waren meine fünf Tipps aus der Praxis. Natürlich bin ich überhaupt kein psychologischer Fachmann. Das sind einfach nur Dinge, die ich selbst bei mir über die Jahre verbessert habe, und oftmals, indem ich mit anderen Musikern gesprochen habe, wie sie das handhaben und was man tun kann.

Hast du noch wertvolle Tipps, was man gegen diese Bühnenangst, gegen das Lampenfieber machen kann? Dann lass mich und alle anderen das wissen, indem du es einfach unten in die Kommentar-Sektion schreibst! Und vielleicht können wir uns ein bisschen austauschen, was man denn noch alles tun kann. Erfahrungen mit der Bühnenangst…
Ich freu mich auch immer über E-Mails zum Thema des Videos, aber noch besser ist es in der Kommentar-Sektion, dann haben nämlich alle was davon, nicht nur ich!